Iii.
Gütererzeugung und Güteraustausch
des Deutschen Reiches im Zusammenhange.
I. Bodenbau und Viehzucht.
A. Landwirtschaft.
Geschichtliche Entwicklung-.
Die heutige Bodennutzung des Deutschen Reiches ist ganz ver-
schieden von der früherer Zeit. Bei den alten Germanen war von einem
rationellen Bodenbau keine Rede. Ihre Hauptnahrung bildete das Fleisch
der auf der Jagd erlegten Tiere. Da aber die Jagd eine mehr oder weniger
unsichere Nahrungsquelle blieb, so wandte sich der altgermanische Jäger
der Zähmung und Züchtung wilder Tiere zu und schuf sich damit eine
sichere Grundlage seiner Ernährung. Die Viehzucht führte zur Wert-
schätzung des Bodens als Weideland und zum Anbau von Nahrungs-
pflanzen für das Vieh. Das Nahrungsbedürfnis des Menschen wuchs über
Fleisch und eßbare Früchte von Bäumen und Sträuchern hinaus und
lenkte seine Aufmerksamkeit nach und nach auf den Anbau von Getreide,
Übst und Wein. An Stehe des unsteten Nomadenlebens trat, die Seß-
haftigkeit, und die Beschäftigung mit der Natur wurde zur Vorstufe
der Kultur.
Dreifelderwirtschaft. Bis zur Zeit Karls des Großen bestand
die Feldgraswirtschaft, wobei der kleinere Teil des Bodens zum Getreide-
bau, der übrige als Wiese, Weide oder Wald benutzt wurde. Erwiesen
sich die in Kultur genommenen Ackerflächen nicht mehr ertragreich genug,
so überließ man sie wieder dem wilden Graswuchs und nahm ein anderes
Stück in Beackerung. Seit dem 8. Jahrhundert bürgerte sich die Drei-
felderwirtschaft (Wintergetreide, Sommergetreide und Brache) ein, die im
Vergleich mit der Feldgraswirtschaft einen gewaltigen Fortschritt bedeutete,
allerdings aber bei der stetigen Ausnutzung des Bodens eine geregelte
Düngerzufuhr nötig machte. Sie hat sich bis gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts erhalten.
Fruolitwechselwirtscliaf't. Von da ab vollzog sich ein großer
Umschwung in der Landwirtschaft, indem man allmählich zur Frucht-
wechselwirtschaft überging, wobei ein fast regelmäßiger Wechsel zwischen
Halmfrüchten und Blattpflanzen stattfindet. Der Anbau von Futter-
kräutern wurde in größerem Umfange betrieben und damit ein inten-
siverer Betrieb der Viehzucht möglich. Letzteres hatte zur Folge, daß
eine bessere Düngung des Bodens erfolgen konnte. Da die Brache fast
ganz in Wegfall kam, so wurde der Boden — allerdings bei viel mehr
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Pachtgebiet Kwantung mit Port Arthur und Daini (jetzt Tairen)
eine Siegesbeute der Japaner geworden ist.
1. Sibirien, Transbaikalien und Amurgebiet (12,5 Mill, qkm mit
6 Mill. Einwohnern). Die Boden- und Anbau Verhältnisse sind denen des
europäischen Rußlands sehr ähnlich, und die besonders im Norden und
Osten sehr dünne Bevölkerung (0,5 auf 1 qkm) beschäftigt sich dement-
sprechend mit Ackerbau und Viehzucht im mittleren, der Aus-
nutzung des Waldes und der Jagd auf Pelztiere im nördlichen Gebiet.
Der Fischfang ist äußerst lohnend, ebenso die Jagd auf Pelztiere und
der Robbenfang (Sachalin). Der Bergbau hat eine Stätte im Altai
(Gold, Silber) und Transbaikalien (Nertschinsk) sowie im Sajanischen
Gebirge (Graphitlager westlich von Irkutsk, ausgebeutet von F. W.
Faber, Stein bei Nürnberg). Reiche Kohlenschätze sind ebenfalls
vorhanden, werden aber außer auf Sachahn noch nicht ausgebeutet.
Der sibirische Handel wird von den Messen in Nischni Nowgorod und
Irbit beherrscht. Es ist dort ebenso wie mit China (Kjachta-Maimatschin)
größtenteils Tauschhandel. Zur Ausfuhr gelangen Holz, besonders
Eisenbahnschwellen und eichene Faßdauben, Getreide, Gold, Pelz- und
Rauchwaren. Von ungeheurer Wichtigkeit für die Erschließung Sibiriens
und Transbaikaliens, wie überhaupt für den Weltverkehr, sind die
Sibirische Eisenbahn und der sie auf der größten Strecke begleitende
Uberlandtelegraph. Mit der Umgehungsbahn um den Baikalsee
und den Abzweigungen nach Port Arthur und Tairen (Mandschurische
Bahn) ist sie über 9100 km lang. Sie zerfällt in drei Teilstrecken: Moskau
—Irkutsk, Irkutsk—charbin und Charbin—wladiwostok—chabarowsk
bzw. Charbin—niu-tschwang — Port Arthur; jedoch steht der letzt-
genannte Zweig seit dem Friedensschlüsse von Portsmouth (1905) unter
japanischer Kontrolle. Die wichtigsten Orte an ihr sind neben den ge-
nannten im russischen Asien : Omsk, Tomsk, Krasnojarsk und Nertschinsk.
Der Verkehr Europas mit Ostasien hat sich seit der Inbetriebnahme der
Bahn sehr verschnellert. (Seefahrt von Hamburg nach dem Amurgebiet
mehr als 6 Wochen, Eisenbahnfahrt von Berlin bis dorthin 18 Tage.)
Schnellzüge von komfortabelster Einrichtung verkehren dreimal wöchent-
lich. Außer der Eisenbahn kommen als Verkehrswege noch die alten
Karawanenstraßen und die Flußläufe, besonders der des Amur
in Betracht. Handelsplätze sind neben den genannten noch Nikolajewsk,
Tobolsk (am Tobol, einem Nebenfluß des Ob), Semipalatinsk (Irtysch),
Jakutsk (Lena) und Ochotsk (Deportationsort am gleichnamigen Meer-
busen) ; auf der Halbinsel Kamtschatka Peter-Paulshafen (Station für
Walfischfänger und Robbenjäger).
2. Russisch-Zentralasien (3,6 Mill, qkm mit 7,7 Mill. Einwohnern).
Es umfaßt die Gebiete jenseit des Kaspischen Meeres und des südlichen
Ural bis zu den mächtigen Gebirgsketten Zentralasiens, reicht bis Persien,
Afghanistan, Ostturkestan und nähert sich im Pamirhochland bis auf
wenige Kilometer dem englischen Ostindien. Angegliedert sind ihm das
Keuchel-Oberbach, Wirtschaftsgeographie. Teil Ii. 6
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Extrahierte Personennamen: Arthur F._W.
Faber Arthur Arthur Lena)
Extrahierte Ortsnamen: Sibirien Sachalin Irkutsk Nürnberg Nischni_Nowgorod China Sibiriens Moskau Portsmouth Asien Omsk Tomsk Krasnojarsk Europas Ostasien Hamburg Berlin Jakutsk Kamtschatka Zentralasiens Persien Afghanistan Ostturkestan Ostindien Keuchel-Oberbach